Bonn: Das neue Profil (Januar 2015) Der 20. Juni 1991 war für Bonn der Beginn einer großen Herausforderung: An diesem Tag beschloss der Deutsche Bundestag mit knapper Mehrheit, seinen Sitz und den Kernbereich der Regierungsfunktionen nach Berlin zu verlagern. Seine Umsetzung fand der Beschluss im Berlin/Bonn-Gesetz von 1994, das die faire Arbeitsteilung zwischen den beiden Städten fixierte und fünf Politikbereiche für Bonn festschrieb. Eine Ausgleichsvereinbarung sicherte der Stadt und der Region 1,43 Milliarden Euro zu, um den Strukturwandel bewältigen zu können. Auf der Basis dieses soliden Fundaments hat sich das, was Anfang der 90er Jahre eine Vision war, als Bonns neues Profil inzwischen bewährt. Bundesstadt Sechs der 15 Bundesministerien haben ihren ersten Dienstsitz am Rhein. Sie entsprechen den im Berlin/Bonn-Gesetz festgelegten Politikbereichen: Bildung und Wissenschaft, Kultur, Forschung und Technologie, Telekommunikation, Umwelt und Gesundheit, Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Entwicklungspolitik, Verteidigung. Über 20 Bundesbehörden, darunter das Bundeskartellamt und der Bundesrechnungshof, sind aus Berlin und Frankfurt nach Bonn gezogen und haben damit zum Teil den Verlust an ministeriellen Arbeitsplätzen ausgeglichen. Damit ist Bonn zweites politisches Zentrum in der stark föderal ausgeprägten Bundesrepublik, was durch den aus der Schweiz übernommenen Begriff Bundesstadt zum Ausdruck kommt. Internationales Bonn / deutsche UNO-Stadt Der Gedanke, Bonn zum Zentrum für internationale Zusammenarbeit auszubauen, ist schon im Bundestagsbeschluss von 1991 vorhanden. Zahlreiche international arbeitende Organisationen konnten seitdem in die Stadt geholt werden und bilden gemeinsam mit rund 150 Nichtregierungsorganisationen ein starkes Netzwerk. Der sicher größte Erfolg auf internationalem Gebiet ist die Ansiedlung von inzwischen 18 Einrichtungen der Vereinten Nationen, darunter das Welt-Klimasekretariat (UNFCCC). Schwerpunkte der internationalen Aktivitäten sind die Entwicklungszusammenarbeit, Umweltfragen und Katastrophenvorsorge. Das gemeinsame Motto heißt „UNO in Bonn – für nachhaltige Entwicklung weltweit“. Kern des internationalen Bonn ist seit Sommer 2006 der UN Campus neben dem World Conference Center Bonn, das um eine weitere große Tagungshalle ergänzt wurde. In das ehemalige Abgeordnetenhochhaus sind UNO-Einrichtungen eingezogen. Schon in den vergangenen Jahren konnte Bonn immer wieder zeigen, dass es als Kongressort auch für große Tagungen geeignet ist. Beispiele sind zwei Weltklimagipfel, die Süßwasserkonferenz, die Afghanistan-Konferenzen, die Internationale Konferenz für erneuerbare Energien und 2008 die UNO-Vertragsstaatenkonferenz für biologische Artenvielfalt. Seit 2003 die Deutsche Welle nach Bonn gezogen ist, wird das internationale Bild Bonns auch weltweit verbreitet. Wissenschaftsregion Bonn Eingebettet in das von den Städten Aachen, Bonn und Köln (Cologne) markierte Dreieck der „ABC-Region“, die als die dichteste Forschungs- und Technologielandschaft in Europa gilt, hat Bonn sich einen internationalen Ruf als Wissenschaftsstandort erarbeitet. Ausgangspunkt ist die 1818 gegründete Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität mit ihren heute rund 32 000 Studenten. Daneben haben sich in den letzten Jahren neue Institute, Forschungsreinrichtungen und Fachhochschulen entwickelt. Wissenschaftliche Glanzlichter sind das Max-Planck-Institut „Center of Advanced European Studies and Research“ (caesar), das Forschungen auf dem Gebiet der Neurowissenschaften, der Zellbiologie und der Biophysik mit dem Schwerpunkt Neuronen und neuronale Netzwerke betreibt, sowie LIFE&BRAIN, ein Spitzenforschungszentrum für angewandte Biomedizin. Schließlich ist Bonn auch Sitz einer Reihe führender Mittler- und Förderorganisationen der Wissenschaft. Wirtschaftsstandort Dienstleistung nimmt im Bonner Wirtschaftsgefüge einen immer größeren Raum ein, die Tendenz geht von der öffentlichen hin zur privaten Dienstleistung. Große, weltweit tätige Unternehmen haben sich entschieden, ihre Zentrale in Bonn einzurichten, darunter die Deutsche Post DHL und die Deutsche Telekom mit etlichen Tochterfirmen. Allein die IT-Branche beschäftigt in Bonn circa 10.000 Menschen. Kultur Als Geburtsstadt Ludwig van Beethovens setzt Bonn ganz stark auf Musik. Das jährliche Beethovenfest wirbt für den Komponisten. Mit den Häusern der Museumsmeile sind neue Publikumsmagneten entstanden: Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Kunstmuseum Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Museum Alexander Koenig und Deutsches Museum Bonn ziehen jährlich ein Millionenpublikum an. Zahlen in Kürze Bonn ist heute eine Stadt mit über 322 000 Einwohnern und sogar – und das ist sehr selten in den größeren deutschen Städten – mit einem Geburtenüberschuss. Knapp 1,5 Millionen Übernachtungen pro Jahr verzeichnet das Hotelgewerbe. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 7,1 Prozent.